PARTRIDGE

Valentinstag der Rebhühner

13 February 2019 - Published by Kraftvaerk
Rebhühner halten im Winter in „Ketten“ zusammen, das sind entweder ein Elternpaar mit seinen erwachsenen Jungvögeln des vorangegangenen Sommers, oder Rebhühner, die keinen Bruterfolg hatten und sich zu keinen Gruppen zusammengeschlossen haben

Um den Valentinstag herum wird die Familie allmählich uninteressant und die Rebhühner beginnen sich für andere Kontakte zu interessieren. Beim Rebhuhn gibt es Damenwahl: die Hennen sind in der Minderzahl, die Hähne müssen sich also bemühen. Der zukünftige Partner darf kein Bruder der Henne sein, sondern ein fremder Rebhahn. Die Hähne nehmen mit lauten „Kiereck“-Rufen Kontakt auf zu anderen Rebhuhnketten auf. Die Hähne kämpfen miteinander, um eine Rangordnung festzulegen, denn dominante Hähne haben die besten Chancen bei den Hennen. Vor einer Henne stellt sich ein Hahn so aufgereckt wie möglich hin, der Schnabel steht offen. Der Balzton des Rebhahnes richtet sich nur an die Umworbene, ein leises „Gru“. Auch die Hennen werden Ende Februar immer aufgeregter, sie rennen von einem Hahn zu anderen und beobachten wie sich die Hähne miteinander anlegen. Rebhennen können sehr wählerisch sein: Bei der Haltung von Rebhühnern in Volieren kann man erleben, dass Hennen, die ungefragt einen Partner zugewiesen bekommen, ewig unglücklich mit diesem bleiben können und sich weigern zu brüten.

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Die ganze Aufregung, das Rufen, das Kämpfen, Verfolgen und Umherrennen ist riskant. Leicht werden Greifvögel oder Raubsäuger auf das Geschehen aufmerksam. Daher verlegen die Rebhühner diese intensivste Zeit der Balz in die Dämmerung, wenn die Greifvögel schon schlafen und das Licht gerade noch ausreicht, um einen nahenden Fuchs als Silhouette zu erahnen. Morgens und abends dauert diese intensivste Zeit der Partnersuche jeweils nur eine halbe Stunde, also ein echtes Speed-Dating!

Hat eine Henne Interesse an einem Hahn, blickt sie ihm intensiv ins Gesicht, von rechts von links, der Hahn steht gereckt da, „Gru“. Am Anfang ihrer Paarbildung ist sich die Henne oft ihrer Sache noch nicht so sicher: mit ihrem Verehrer im Schlepptau rennt sie auch auf andere Hähne zu, um die beiden gegeneinander antreten zu lassen.

Für die Telemetriestudie an Rebhühnern (Naturschutzbiologie, Uni Göttingen) haben wir Rebhuhnküken vom Ei an groß gezogen, um für den Fang der wilden Rebhühner zahme Lockvögel zu haben. Diese sind nicht gestresst  bei der Handhabung. Für ein handaufgezogenes Rebhuhn fällt "Mensch" und "Rebhuhn" in dieselbe emotionale Kategorie. Der große Teil dieser Vögel sucht sich zwar ein Rebhuhn als Partner, aber es kommt vor, dass die Hennen auch einen Menschen aussuchen. Hähne sehen Menschen immer nur als Rivalen, ein Mensch gilt offesichtlich  immer als Hahn. Da die Hennen zur Balz dem Auserwählten ins Gesicht blicken wollen, geben sie sogar kurzfristig Ihr Leben am Boden auf und flogen mir auf die Schultern. Bleibt nur noch das Problem mit der Konkurrentin auf der anderen Schulter...

Auch die Telemetrie hat an besenderten Rebhühnern interessante Details gezeigt: Gelegentlich gibt es regelrechte Balzplätze wo sich ein paar Ketten zur Partnerwahl versammeln. Zwei besenderte Vögel hatten sich dort gefunden, verließen gemeinsam diesen Ort und flogen für ein paar Tage wenige Kilometer nach Süden. Dann tauchte aber die Henne wieder am „Balzplatz“ auf, ihren Hahn hatte sie sitzen lassen und wählte sich einen anderen Hahn aus.

Um den Monatswechsel Februar/März finden sich die meisten Paare, oft ist die gesamte Population innerhalb von ein oder zwei Wochen unter der Haube. Nur die Hähne, die ohne Henne blieben, streifen noch bis ins Frühjahr hinein umher und rufen und hoffen auf ihre Chance, wenn ein anderer Hahn verunglückt. Es wäre übrigens falsch diese Paarbildung als „Paarungszeit“ zu bezeichnen. In dieser Zeit stellt sich eine enge emotionale Bindung zwischen den Partnern ein, die meistens ein Rebhuhnleben lang hält. Die Rebhühner paaren sich erst im Mai. Am Valentinstag geht es den Rebhühnern also zunächst um Liebe und noch nicht um Sex.

Dr Eckhard Gottschalk, Universität Göttingen