PARTRIDGE

Rebhuhngerechte Blühflächen übertreffen andere Blühflächentypen!

30 June 2020 - Published by Francis Buner

In Niedersachsen gibt es drei Typen von Blühflächen/Blühstreifen: einjährige Blühflächen werden alljährlich neu bestellt, das heißt spätestens im Frühjahr wird die gesamte vorjährige Vegetation entfernt und einjährige Pflanzen werden neu ausgesät. Mehrjährige Blühflächen werden im ersten Jahr mit ausdauernden Pflanzen angesät und dann bleiben sie für 5 Jahre ungestört. Strukturreiche Blühflächen werden „rebhuhngerecht“ bewirtschaftet: Sie werden alljährlich nur zur Hälfte neu angesät, die beiden Hälften bearbeitet/unberührt werden dann jedes Jahr getauscht. Dadurch wird innerhalb einer Fläche ein abwechslungsreicher Lebensraum geschaffen (siehe Header, welcher eine strukturreiche Blühfläche im Juli zeigt – links die vorjährige Hälfte und rechts die diesjährige Hälfte, Foto: Christian Gelpke). Solche Blühflächen werden im Projekt PARTRIDGE als Lebensraumaufwertung eingesetzt. 

Andreas Wiedenmann hat in seiner Masterarbeit (2019) die drei Blühflächentypen verglichen und sie außerdem Getreideflächen gegenübergestellt. Er hat insgesamt 29 Flächen der vier Bewirtschaftungsformen untersucht: Auf den Flächen hat er Biomasse der Insekten (Probennahme mit einem Sauggerät – siehe Abb. 1) und Vogelabundanz und Artenvielfalt (monatliche Punktzählungen für jeweils 30 Minuten von April bis Juli) erhoben.

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Abb. 1: Erfassung der Insektenbiomasse mit dem Insektensauger

Die Ergebnisse sprechen für die strukturreichen Blühflächen. Bereits im April und Mai ist die Dichte an Insekten und anderen Arthropoden erheblich höher als auf den Getreideflächen. Im Juni und Juli holen dann die einjährigen Flächen bzw. Hälften auf, teilweise übertreffen sie die mehrjährigen Flächen in dieser Zeit. So hat der strukturreiche Blühstreifen eine lange Saison hoher Insektenabundanz und bietet gleichzeitig eine heterogene Struktur durch die zwei Vegetationstypen.

Das spiegelt sich in der Vogeldichte wieder: Nur die strukturreichen Blühflächen übertrafen signifikant die Getreideflächen (Abb. 2). Gleiches gilt für die Artenzahl der beobachteten Vögel.

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Abb. 2: Aktivitätsdichte der Vögel in vier verschiedenen Flächentypen, dargestellt als Individuen pro Hektar: einjährige Blühflächen (n=8), strukturreiche Blühflächen (n=8), mehrjährige Blühflächen (n=6) und Weizenfelder (n=7). Signifikant ist der Unterschied zu Weizenäckern nur bei den strukturreichen Blühflächen.

Dabei war die Vogelabundanz direkt mit der Insektenbiomasse korreliert: bei hoher Biomasse an Insekten war auch die protokollierte Aktivität an Vögeln höher.

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Abb. 3: Beispiel einer Biomasseprobe der Insekten und Spinnen

 

Strukturreiche Blühflächen bieten also Feldvögeln schon früh in der Brutsaison genügend Insektennahrung, sowie Sitzwarten und Deckung in der vorjährigen Vegetation. In der aufkommenden diesjährigen Vegetation profitieren Feldvögel in April und Mai von den Pflanzensamen des Vorjahrs und in Juni und Juli vom Insektenreichtum.

Kurz gesagt: Strukturreiche Blühflächen kombinieren die Stärken von einjährigen und mehrjährigen Blühflächen auf einem Feld!

Geschrieben von Eckhard Gottschalk und Andreas Wiedenmann, Universität Göttingen und PARTRIDGE Projekt