PARTRIDGE

Neue Saatgutmischung für Artenvielfalt erfolgreich getestet

01 August 2018 - Published by Paul Stephens
Kornblume, Klatschmohn und Kamille trotzen der Trockenheit. Die im Herbst ausgebrachte Mischung blüht schon seit Mai und hilft bedrohten Arten wie dem Rebhuhn.

Die Abteilung Naturschutzbiologie der Uni Göttingen zeigt als Partner in einem EU-Projekt, wie mit geeigneten Saatgutmischungen der Rückgang der biologischen Vielfalt gestoppt werden kann. Das Rebhuhn dient dazu als Zielart. Landwirte haben erfolgreich eine neue Saatgutmischung getestet, die bereits im Herbst ausgebracht wird. Sie besteht fast ausschließlich aus einheimische Arten wie Kornblume, Klatschmohn und Kamille. Die klassische Göttinger Mischung hingegen wird im Frühjahr gesät und besteht hauptsächlich aus Kulturarten wie Lein und Sonnenblume.

„Da wir die neue Herbstmischung nur in sehr geringer Aussaatstärke ausgebracht haben, waren wir neugierig, ob dieses Experiment gelingt“, sagt Lisa Dumpe, die das Projekt an der Uni Göttingen koordiniert. Auf den meisten Flächen erwies sich die Herbst-Ansaat als voller Erfolg: Sie blühte bereits Mai, während die Göttinger Mischung durch die Trockenheit spät keimte und nur wenig Vegetation sichtbar war. „Die Flächen des Herbstmixes sind bereits im ersten Jahr für Rebhühner zur Brut nutzbar“, freut sich Projektleiter Eckhard Gottschalk. „Wir haben damit ein Jahr gewonnen.“ Beide Mischungen eignen sich hervorragend für die rebhuhngerechte Bewirtschaftung, bei der die Fläche in den Folgejahren nur zur Hälfte neu bestellt wird.

Der Deutsche Jagdverband unterstützt das Projekt finanziell und berät es im Beirat. Tillmann Möhring begrüßt die Eignung solcher Flächen für zahlreiche Tierarten: „Das Wild findet hier Deckung und Nahrung, die Form und Lage der eingerichteten Flächen reduziert das Prädationsrisiko (z.B. durch den Fuchs), dem besonders das Rebhuhn zur Brutzeit ausgesetzt ist.“ In schmalen Blühstreifen und Feldrainen werden Rebhuhnnester nämlich besonders oft geplündert, wie die Telemetriestudie der Uni Göttingen belegt hat. Das wurde bei der Einrichtung der Flächen berücksichtigt.

Das Projekt wird von der Deutschen Wildtier Stiftung unterstützt, die sich unter anderem den Schutz von Insekten als wichtiges Ziel gesetzt hat. Andreas Kinser betont: „Von den Maßnahmen für das Rebhuhn profitieren viele Arten. Die Vielfalt der Pflanzen und Blüten ist eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekten in der Agrarlandschaft.“ Und den Spaziergängern gefällt es auch, denn an den Blühflächen wird in diesen Tagen ein Selfie nach dem anderen geschossen.

Für das North Sea Region (NSR) Interreg-Projekt „PARTRIDGE“ arbeiten Wissenschaftler in fünf europäischen Ländern für den Erhalt der biologischen Vielfallt im ackerbaulich genutzten Offenland zusammen. Verteilt auf zehn Projektgebiete werden jeweils Naturschutzflächen für Rebhuhn und weitere Arten der Agrarlandschaft eingerichtet. Die zwei Projektgebiete in Deutschland liegen in der Nähe von Göttingen. Sie zeigen, dass geeignete Maßnahmen in der entsprechenden Dichte den Artenrückgang aufhalten können.

 

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