Farbwechsel
English Version: https://northsearegion.eu/partridge/press-releases/how-partridges-can-bring-an-array-of-colour-to-our-farmlands/
Den Besuchern der Feldmark fielen im vergangenen Sommer vor allem die Blühflächen auf, die die Landwirte im PARTRIDGE-Projekt mit Wildarten angesät hatten: Von Ende April bis Ende August standen sie in Blüte, und der fortlaufende Farbwechsel der Blüten hat die Blicke und die Kameras auf sich gezogen. Nachdem das Göttinger Tageblatt ein Foto einer Blühfläche veröffentlicht hatte, berichtete ein Landwirt erstaunt: „Jeden Tag fragen 30 Leute nach dem Weg zu den Blühflächen.“ Ein anderer Landwirt berichtet: „Das beginnt morgens früh mit den Selfies und endet spät abends.“
Die Wildarten-Flächen werden nun jedes Jahr zur Hälfte bewirtschaftet: Im Herbst wird die eine Hälfte der Fläche mit einer oberflächlichen Bodenbearbeitung neu bestellt. Im Folgejahr wird die andere Hälfte bearbeitet. Die eingesäten Arten erhalten sich ab dem zweiten Jahr durch Selbstaussaat.
Die Bewirtschaftung im Herbst (optimal ist September) hat Vorteile: Viele Arten keimen in der herbstlichen Feuchtigkeit besser und die Böden sind im Herbst oft leichter zu bearbeiten als nach dem Winter. Besonders der Klatschmohn entwickelt sich bei Herbstbestellung gut, da er als kleine Blattrosette überwintert.
Auf dem unbearbeiteten Teil bietet die Vegetation schon früh im Jahr Deckung, der etablierte Pflanzenbestand beginnt dort bereits Ende April mit der Blüte und Insekten können unbeschadet überwintern. Auf dem bearbeiteten Teil entwickelt sich die Vegetation mit Verzögerung, so dass ein lichterer Pflanzenbestand im Sommer Sonne an den Boden lässt und Blüten noch im August und September auftreten. Dieses Nebeneinander von einjähriger und zweijähriger Vegetation macht den Wert der Flächen aus.
Der einjährige Pflanzenbestand (Vordergrund, rechts) ist lückiger und zeigt andere Farben als der ungestörte (links im Hintergrund), der schon früh im Jahr Blüten und Deckung bietet.
Ob blütenbesuchende Insekten die einheimischen Pflanzen mehr schätzen als die Göttinger Mischung (überwiegend Kulturarten mit wenigen Wildarten), wird im kommenden Sommer untersucht.
Die verwendete Herbst-Saatmischung findet sich hier: https://northsearegion.eu/partridge/press-releases/partridge-project-partners-in-germany-test-a-new-wild-flower-mix-for-autumn-sowing/. Die Mischung wurde mit der Idee zusammengestellt, einen artenreichen Pflanzenbestand überwiegend aus Ruderalarten zu erzielen, mit Natternkopf, Wilder Möhre, Königskerzen und vielen anderen. Die alljährliche Bewirtschaftung erhält ein frühes Sukzessionsstadium auf der Fläche – das oft artenreicher ist als wenn die Fläche ganz sich selbst überlassen würde.
Die Fotos zeigen den Farbwechsel im Verlauf der Jahreszeiten:
1. Mai
4. Juni
13. Juni
20. Juni
4. August
23. November
Geschrieben von Eckhard Gottschalk, Universität Göttingen, Abteilung Naturschutzbiologie